Nutzerfeedback
Hier können Sie mir Ihr Feedback zu unserer Webseite mitteilen.
Für das aktuelle Steuersystem habe ich beschrieben, dass wir die inländisch produzierenden Unternehmen mit einem extra Rucksack belasten und damit ein Ungleichgewicht gegenüber den im Ausland produzierenden Unternehmen erzeugen.
Nun wird der Rucksack konkretisiert.
Eine Steuerschuld entsteht in Unternehmen sobald ein Steuertatbestand vorliegt. Die daraus resultierenden Steuern werden vom Unternehmen an das Finanzamt abgeführt.
Es gibt unterschiedlichste Steuertatbestände, wie z.B. Strom, Kaffee, Ertrag, Einkommen usw., jeweils belegt mit den vielfältigsten Steuersätzen. Da ein Unternehmen grundsätzlich kein Geld zu verschenken hat, werden alle Steuern, die im Unternehmen entstehen, in die Preise einkalkuliert. Ein Unternehmen würde ansonsten Verluste machen und am Ende sogar Pleite gehen. Somit werden diese Steuern vom Konsumenten gezahlt.
Dies sind über 90 % der Steuern, die in der nebenstehenden Steuerspirale aufgezeigt sind. Dies ist vielleicht überraschend, denn die Bezeichnungen in der Steuerspirale suggerieren etwas anderes.
Auch der Gedanke, dass jeder Einkommensempfänger seine Lohnsteuer zahlen würde, ist bei genauerer Betrachtung falsch. Dies wird im Zusammenhang mit dem historischen Irrtum erläutert.
Ein einfacher Gedanke soll dies erläutern: Ich bitte einen Freund oder eine Freundin, für mich einzukaufen und zu kochen und das Geld dafür erst einmal auszulegen. Natürlich gebe ich ihm das Geld anschließend wieder, sonst wär’s mit der Freundschaft aus! Damit ist klar: Der Einkauf wird von mir bezahlt.
Für Unternehmen gilt das gleiche: Sie unternehmen und bezahlen alle wirtschaftlichen Vorgänge bis zur Fertigstellung eines Produktes. Der Kunde zahlt mit dem Erwerb des Produktes den Kaufpreis und zusätzlich alle Ausgaben zurück, die für das Produkt verauslagt wurden. Hierzu gehören, wie schon gesagt, 90% aller Steuern, die auf dem nebenstehenden Bild zu sehen sind und alle verauslagten Sozialabgaben. Als Kunde ist mir nur die Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer) bewußt, da sie mit dem Kauf gezahlt wird. Alle anderen Steuern erscheinen nicht auf dem Kassenzettel.
Nur beim Benzin ist inzwischen bekannt, welche Steuern im Preis enthalten sind. Aktuell wird dies auch bei der angedachten Gasumlage deutlich – sie belastet den Endkunden, auch wenn das Unternehmen diesen Betrag erst einmal bezahlen muss: Alle Steuern und Abgaben landen im Kaufpreis!
In der Konsequenz bedeutet dies: Unternehmen, die im Ausland produzieren und dort mit weniger Steuern belastet werden, können im Inland die gleichen Marktpreise für ihre Produkte erzielen. Ihr Profit ist gegenüber den inländischen Unternehmen höher.
Besonderheit der Mehrwertsteuer gegenüber allen anderen Steuerarten
Das auffälligste Merkmal der Mehrwertsteuer ist: Wir sind uns bewußt, dass wir sie als Konsumenten zahlen. Sie macht inzwischen 30 % des gesamten Steueraufkommens unserer Gesellschaft aus. Offiziell wird diese Steuer im Steuerrecht Umsatzsteuer genannt. In der Öffentlichkeit hat sich die Bezeichnung Mehrwertsteuer etabliert. Sie muß auch für die Produkte gezahlt werden, die im Ausland hergestellt werden.
Weitere Tatsachen, die uns nicht bewußt sind:
Nachteile aller anderen Steuern
Die anderen 60 % der Steuern werden bei inländisch tätigen Unternehmen erhoben und vom Endverbraucher, dem Konsumenten gezahlt. Auch die Sozialabgaben landen zu 100 % in den Preisen.
Dies führt in der Preiskalkulation der Unternehmen zu einem großen Problem. Sie haben immense Nachteile gegenüber ausländischen Mitbewerbern. Die Herstellung ausländischer Produkte ist mit geringeren Kosten belastet.
Angenommen ein ausländisches Unternehmen verlangt den gleichen Preis für dasselbe Produkt, so kann es die Differenz als Profit abschöpfen.
Das markanteste Beispiel hierfür ist das Unternehmen Amazon. Es wurde von Jeff Bezos als Online-Buchhandel gegründet. Da es bei Büchern in Deutschland eine Preisbindung gibt, war es für ihn ein leichtes, höhere Profite bei geringeren Kosten einzustreichen.
Diese Praxis, Unternehmen ins Ausland zu verlagern um finanzielle Vorteile zu erlangen, hat in den 70er Jahren begonnen. Die Folgen für die inländische Produktion: qualitativ hochwertige Produkte für den breiten Markt verschwanden immer mehr, ökologische Produktentwicklungen mußten eingestellt werden.
Welche steuerlichen Rahmenbedingungen bräuchten die Unternehmen?
Es ist also offensichtlich, dass alle Steuern, die während der Produktion erhoben werden, für die Unternehmen von Nachteil sind. Demgegenüber scheint die Mehrwertsteuer systemische Vorteile zu bieten. Nun gilt es, die Mehrwertsteuer von Vorurteilen zu befreien.
Hier steht nun der Vorschlag einer Konsumbesteuerung im Raum, bei der ein ausgezahlter Steuerfreibetrag als integraler Bestandteil mitgedacht wird. Dass dieser Steuer mit großem Widerstand begegnet wird, hat mit dem historischen Irrtum zu tun, der in unseren Denkgewohnheiten weiterlebt.
Den Vorteilen der Konsumsteuer scheinen Nachteile gegenüberzustehen, die Thomas Straubhaar in seinem Buch „Grundeinkommen jetzt“ so beschreibt:
"Der Nachteil einer Konsumbesteuerung liegt darin, dass sie im Vergleich zu heute zu einem enormen Anstieg der indirekten Besteuerung führen würde. Dadurch würden erstens Anreize zu Umgehungsgeschäften provoziert. Und zweitens könnte ein negativer Teufelskreis ausgelöst werden.
Umgehungsgeschäfte wie Schattenwirtschaft, Nachbarschaftshilfe, Natural Tausch, Tauschringe, private Tauschwährungen oder Regionalgeldsysteme würden attraktiv werden, um der indirekten Besteuerung zu entgehen. Ebenso entstünden Anreize eines Einkaufstourismus im nahe gelegenen Ausland. Eine internationale Angleichung der Konsum-Steuersätze auf hohem Niveau (als Kompensation für abgesenkte Einkommensteuersätze) oder Ideen, über Umsatzsteuer und die Gewinne der Datenökonomie im Land des Konsums zu besteuern, sind bestenfalls im Anfangsstadium. Die Details sind jedoch noch nicht einmal ansatzweise ausgearbeitet.
Somit bleibt richtig, dass zwar eine international koordinierte Lösung wünschenswert wäre – aber diese wird nicht leicht zu erreichen sein." (Seite 47 f)
Die Einwände von Thomas Straubhaar sind schwer zu überwindende Vorurteile gegenüber der Konsumsteuer. Sie werden unter dem Punkt Konsumsteuer ausgiebig beleuchtet. Viele Einwände sind nicht überzeugend - sie zeigen nur die Unfähigkeit der Fachwelt, sich mit den realen Verhältnissen auseinanderzusetzen.
Wenn wir die vielfältigen Irrtümer aus der politischen Ökonomie vertreiben, können wir viele der heutigen Probleme, die durch das bestehende System erst entstandenen sind, grundlegend ändern. Im Abschnitt „Zukünftiges Steuersystem“ beschreibe ich dazu einen persönlichen Ausblick.
Wie kann die Veränderung des Steuersystems auf den Weg gebracht werden?
Für aktuell dringend notwendige Änderungen des Steuersystems können wir nicht auf den trägen, von veralteten Denkgewohnheiten durchzogenen volkswirtschaftlichen Wissenschaftsbetrieb warten. Auch werden uns die Ratschläge der sogenannten Wirtschaftsweisen nicht weiterhelfen.
Wir müssen mit den Praktikern in den Unternehmen und der Steuerverwaltung ins Gespräch kommen. Dann können wir, wenn wir die Vorteile einer Konsumbesteuerung verstehen, Veränderungen Schritt für Schritt und mit Augenmaß umsetzen. Dies wird beispielhaft im Ausblick auf ein zukünftiges Steuersystem beschrieben.
Hier können Sie mir Ihr Feedback zu unserer Webseite mitteilen.